Räumung der Waldbesetzung im Hambacher Forst

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Solidaritätsaktionen in bisher sieben Städten

Seit heute Morgen lässt der Energiekonzern RWE die Waldbesetzung im Hambacher Forst räumen, um den uralten Wald bei Köln für den Braunkohleabbau roden zu können. Noch immer kommen Unterstützer_innen in die Nähe des Waldes und in vielen Städten finden Solidaritätsaktionen statt mit zahlreichen Teilnehmer_innen statt – Der Widerstand wird weiter wachsen. In den frühen Morgenstunden haben mehrere Hundertschaften der Polizei mit Kletterausrüstung, Hubwagen und Räumfahrzeugen begonnen über 25 Umweltaktivist_innen aus ihren Bäumen und Häusern im Hambacher Forst zu holen. Die jungen und alten Menschen protestieren dort seit Mitte April gegen die geplante Ausweitung von Deutschlands größtem Braunkohletagebau. Die Polizei bahnt sich mit schwerem Gerät einen Weg durch den Wald, um an die Aktivist_innen auf den hochgelegenen Plattformen heranzukommen. Einige Aktivist_innen haben sich zudem in Beton an die Bäume gekettet; weitere Aktivist_innen befinden sich in einem Tunnel.

Während die Räumung im Wald derzeit andauert, fanden in verschiedenen Städten Solidaritätsaktionen statt: In Köln, Essen, Berlin, Münster, Heidelberg, Osnabrück und Hamburg demonstrieren Unterstützer_innen, Betroffene, Klimabewegte und Aktivist_innen mit den verschiedensten Aktionsformen ihre uneingeschränkte Solidarität mit den Besetzer_innen. „Wir sind hier vor der Geschäftsstelle von RWE in Osnabrück um mit Flugblättern und Transparenten deutlich zu machen, dass wir die einzig an Profit orientierte Konzernstrategie von RWE, die das Klima und regionale Lebensgrundlagen zerstört nicht hinnehmen – nicht hier, nicht im Hambacher Forst und nirgends auf der Welt.“ äußert sich Jakob Fischer, der nach dieser Aktion mit insgesamt über 30 Personen Richtung Hambacher Forst gefahren ist um auch vor Ort Unterstützung zu leisten.

Auch in Essen sind mehr als 60 Menschen vor die Konzernzentrale der RWE AG gekommen. „Der Widerstand gegen den Abbau und die Verstromung von Braunkohle im Rheinischen Revier besteht nicht erst seit gestern und ist mit der Waldbesetzung alles andere als ein Einzelphänomen. Viele Initiativen, Gruppen und Einzelpersonen machen sich in der Region stark und finden dafür immer mehr Unterstützung. Wir alle haben keine Zeit mehr zu verschenken, den zerstörerischen Formen von Energiegewinnung ein klares NEIN entgegen zu setzen. Die Waldbesetzung wird jetzt geräumt – aber der Widerstand wird weitergehen“ so Sarah Feiblin, die diese Aktion mit organisiert hat. Um ihrem Protest Ausdruck zu verleihen, wurden 10 Säcke Laub vor der Zentrale verstreut - „die Bürohengste sollten auch mal einen Wald zu Gesicht bekommen und vielleicht so verstehen, was da gerade zerstört wird“, so Feiblin weiter.
Um sich mit der Waldbesetzung im Hambacher Forst zu solidarisieren riefen Braunkohlegegner_innen in Heidelberg zu einer Spontandemonstration auf. Ein kleine, aber laute Gruppe zog vom Bismarckplatz einmal quer durch die Altstadt bis zum Heidelberger Rathaus. 2 Aktivist_innen kletterten im Anschluss an die Demo auf Fahnenmasten direkt vor dem Rathaus und forderten mit einem großen Transparent "RWE zerschlagen! Kohlekraft stoppen!".

In Köln, wo ca. 50 Personen eine Sitzblockade vor der Konzernzentrale der RWE Power AG über eine Stunde aufrecht erhielten ist die Absicht eine ganz ähnliche: „Der Energie-Dinosaurier RWE versucht mit einer verlogenen Werbeoffensive zu unterstreichen, wie innovativ und erneuerbar er handelt und lässt gleichzeitig einen Jahrhunderte alten Wald roden, kriminalisiert Klimaaktivist_innen und provoziert global einen klimatischen Kollateralschaden! Gemeinsam werden wir auch in Zukunft genau dagegen vorgehen, denn unser Widerstand ist mehr als legitim – ganz gleich, was das Vorgehen von Konzernen, Politik und Polizeikräften suggerieren möchte“ betont Sabine Welch, die regelmäßig auf der Waldbesetzung im Hambacher Forst zu Hause ist. Etwa 20 Teilnehmer_innen sind im Anschluss an die Aktion zur Polizeistation in Köln Kalk gefahren um die dort festgehaltenen Aktivist_innen aus dem Hambacher Forst zu unterstützen.

In Berlin fanden gleich zwei Aktionen statt. Allein am späten Nachmittag machten sich über 60 Personen auf dem Weg vom Lausitzer Platz Richtung Vattenfall Zentrale, um ihre uneingeschränkte Solidarität mit den Waldbesetzer_innen zu demonstrieren. Dabei riefen sie lautstark unter anderem den Slogan: „Für die Vielfalt und das Leben – RWE den Wald wegnehmen!“

Über 50 Personen machten sich in Münster auf den Weg vom Servatiiplatz zum Prinzipalmarkt. Begleitet durch eine Sambagruppe verteilten sie Flugblätter und forderten mit ihren Sprechchören „STOPP RWE!“.