"Deutsche Eiche" vor Sonnenblumenhaus

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Kundgebung 20 Jahre Pogrom in Rostock-Lichtenhagen
20 Jahre nach dem Pogrom gehen in Rostock Tausende gegen Rassismus auf die Straße

Rund 6.500 Menschen demonstrierten am Samstag in Rostock-Lichtenhagen. Sie erinnerten damit an das rassistische Pogrom in dem Plattenbauviertel vor 20 Jahren, als ein Mob aus Nazis, rechten Skinheads und Anwohner_innen über mehrere Tage die Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber_innen und ein von Vietnames_innen bewohntes Haus angegriffen, ohne dass die Polizei einschritt.

Die aus der gesamten Bundesrepublik angereisten Demonstrant_innen forderten die Abschaffung der diskriminierenden Gesetze, die Flüchtlingen ein menschenwürdiges Leben in Deutschland erschweren: Residenzpflicht, Gutscheinsysteme und die Unterbringung in Lagern.

Die Redner_innen machten deutlich, dass diese Angriffe im August 1992 von Politik und Medien instrumentalisiert wurden, um die seit Ende der 1980er Jahre geführte Debatte über vermeintliche "Asylantenschwemme" und "Wirtschaftsflüchtlinge" zu radikalisieren, bis schließlich eine Zweidrittelmehrheit im Bundestag wenige Monate später das Grundrecht auf Asyl faktisch beseitigte.

Die Stadt Rostock ruft für den Sonntag (26.8.) zu Gedenkveranstaltungen in Lichtenhagen auf. Reden wird der gebürtige Rostocker und heutige Bundespräsident Joachim Gauck, vom dem kein Kommentar zu dem rassistischen Pogrom überliefert ist.
Ferner hat die Stadt angekündigt, vor dem "Sonnenblumenhaus" eine "deutsche Eiche" pflanzen zu wollen.

Der Weg zu einer selbstkritischen Erinnerungspolitik ist in der Hansestadt noch lang.

Update:

Wie Antifaschist_innen aus Rostock am Montag mitteilten, wurde zwei Mitgliedern des deutsch-afrikanischen Freundeskreises Daraja e.V. trotz offizieller Einladung der Zutritt zur Gedenkveranstaltung verwehrt. Weiter heißt es bei Kombinat Fortschritt: "Über eine halbe Stunde vor Veranstaltungsbeginn fanden sie sich mit ihrer Einladung auf dem Gelände ein. Doch bereits am Einlass wurde der Zutritt zum Festakt hinausgezögert. Zunächst kein ungewöhnliches Unterfangen bedenkt man die hohen Sicherheitsvorkehrungen, die für die Anreise des Bundespräsidenten getroffen werden. Doch nachdem die Sicherheitsbeamten mit den Veranstaltern Rücksprache hielten, wurde den geladenen Gästen plötzlich mitgeteilt, dass sie auf der Veranstaltung nicht erwünscht seien, genauere Begründungen für dieses Vorgehen blieben jedoch aus. Auch auf explizit gestellte Nachfragen erhielten die ausgeladenen Gäste keine Auskunft, nur eine scheinheilige Begründung, dass sie auf dem Gelände wohl zu spät eingetroffen seien. Eine Farce, denn auch nach der Abweisung konnten offenbar weitere Geladene die Schleuse passieren." (http://kombinat-fortschritt.com/2012/08/26/unsere-heimat-kommt-nicht-in-...)
Zu dem skandalösen Ausschluss von People of Color von der Gedenkveranstaltung gibt es ein Video: http://youtu.be/5EYtYwUOOqo

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