Plakatreihe Mayday 2009

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KAPITALISMUS

Alle reden von Krise. Wir reden von Kapitalismus als permanente Krise! Gebaut auf Krieg, Kolonialismus, der Ausbeutung des globalen Südens und der Arbeitskraft vieler, hat sich der Kapitalismus so wie wir ihn kennen bis heute immer wieder modernisiert. Bei all den freundlichen demokratischen Mitmachangeboten glaubt man nur zu gerne, man sei seines eigenes Glückes Schmied. Schwachsinn! Schon lange ist Arbeitsstress, Geldnot, Konkurrenz und die Angst vor dem „wie weiter Morgen?“ ein wesentlicher Teil unseres marktwirtschaftlichen Alltages. Wenige profitieren, während viele im Dauerstress sind. Dieses System der Konkurrenz, des grenzenlosen Wachstums, der Ausbeutung und Vereinzelung lehnen wir ab. Dieses System bekämpfen wir; wir kämpfen für unsere Rechte, den Reichtum für alle und eine solidarische Gesellschaft!

RETTUNGSPAKET

Redete noch vor kurzen die Politik und Wirtschaft davon das „wir alle“ sparen müssen, so sehen wir heute, dass zig Milliarden in die Privatwirtschaft geschossen werden und weiter von unten nach oben umverteilt wird. Hallo? Geht’s noch? Zahlen sollen die, die den Scheiß verursacht haben. Wir fordern ein dickes Rettungspaket für alle, die noch kein Penthouse haben! In der Zwischenzeit reicht erstmal das bedingungslose Existenzgeld, Bildung für alle, Gesundheitsversorgung und Nah- und Fernverkehr umsonst, billige Mieten und ein Recht auf Migration. Unser Rettungspaket heißt Vergesellschaftung der Profite und Privatisierung der Verluste. Also: Kapitalismus abwracken – her mit der Prämie!

INTERNATIONAL

Die Welt ist kleiner geworden. Globalisierung nennt man das gerne. Globalisierung finden wir gut – die Globalisierung der kapitalistischen Weltmarktkonkurrenz und ihre lange Geschichte nicht. Seit der Kolonialismus den Kapitalismus Europas beflügelte – und schon länger – sehen wir Nationen im Kampf um den Reichtum dieses Planeten, sehen wir Ausbeutung und Kriege. Das wird sich auch nach der aktuellen Krise nicht ändern. Wir fordern Reparaturzahlungen für den Kolonialismus und ein Recht auf freie Migration. Unsere Solidarität kennt keine Standortkonkurrenz und kein Denken in nationalen Grenzen. Und wie heißt es noch so schön pathetisch: Hoch die internationale Solidarität!

SOLIDARITÄT

Solidarität? Auch so´n abgeschmackter Begriff. Warum ist es so schwer, andere in ihrem Anliegen, in ihrem Kampf zu unterstützen? Warum ist es so einfach zu denken, das alles hat nichts mit mir zu tun? Wir denken, dass der Kapitalismus eine Kultur der Konkurrenz, Vereinzelung, Angst und Egomanie ist und dass wir alle Teil dieser Scheiße sind. Wir haben uns das nicht ausgesucht. Jedoch: Wir wissen, dass es wichtig ist, uns gegenseitig zu unterstützen. Das fängt beim Nachbarn an, geht über das Solidarisieren mit Streikenden hin zu einer internationalen Solidarität. Solidarität geht nicht ohne Kritik und ist immer auf Augenhöhe. Sie wächst aus dem Verständnis, dass die Belange andere mit einem selbst zu tun haben. Wir wollen eine solidarische Gesellschaft – und die fängt bei jedem von uns an. Das hat nichts mit Moral oder Schuld zu tun, sondern ganz einfach mit dem Verständnis, dass der Mensch ein gesellschaftliches Wesen ist, dass dein Glück abhängig von dem anderer ist. So einfach kann das sein!

EMANZIPATION

Es geht um Freiheit und Unfreiheit. Das fängt bei einem selber an. Die Freiheit, das eigene Leben selbst zu entwerfen, zu verändern, zu gestalten, ist der Kern einer jeden Emanzipation. Und sei es nur die Emanzipation von den Zwängen der bürgerlichen Kleinfamilie oder die Emanzipation von zugeschriebenen Geschlechterrollen und der Gewalt, die sie täglich für viele darstellt. Wir sind Teil der gesellschaftlichen Normen und spielen das Spiel der Benimmregeln selbst nur zu oft mit. Wir wollen andere Formen von selbstbestimmter Politik, die sich von klassischer vertikaler Parteienpolitik absetzen. Emanzipation: das geht nicht ohne Kritik an den Verhältnissen, die uns zu dem machen, was wir heute sind. Emanzipation ist kein Egotrip. Emanzipation erfordert Mut zur Kritik und Selbstkritik und auch Solidarität mit anderen und deren Kämpfen um Selbstbestimmung. Los geht’s – und keine Angst vor dem Frösteln der Freiheit. Du bist nicht allein!

WIE WEITER!

Naja – nach dem 1. Mai kommt dann erstmal der 2. Mai. Hallo Alltag. Und dann kommt ja noch die Krise, mit ihre Lügen und Konjukturpaketen usw. – wie auch immer – unser Mayday Experiment ist ein Baustein in unserem Ringen um eine andere Gesellschaft, um eine andere Politik und eine solidarische Kultur. Mit aller Entschlossenheit voranstolpern! Gegen den Alltag der uns auffrisst, zusammen für eine solidarische Gesellschaft streiten. Das machen wir nicht erst seit Gestern – mal mit Spaß tanzend und mal zäh ringend. Wo Solidarität praktisch werden kann, wo lustvoll die Macht prekarisiert wird, wo wir widerstehen und wo wir Lust am Kollektiven bekommen – dort sind wir! Und jetzt schon freuen wir uns auf den Tag, an dem wir sagen können: Es war nicht alles schlecht im Kapitalismus!

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