Castor? Schottern!

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Im November ins Wendland

Jedes Mal, wenn Castor-Behälter nach Gorleben transportiert werden, wird dies von massiven und vielfältigen Protesten begleitet. Durch Straßen- und Schienenblockaden verzögert sich stets die Ankunft der aufgearbeiteten AKW-Brennstäbe im "Zwischenlager" Gorleben. Im November 2010 wurde dabei ein neuer Rekord aufgestellt: Der Castor kam erst mit 92 Stunden Verspätung an. Das gesamte Wendland steht während des Transports Kopf, um den radioaktiven Müll zu stoppen. Radikale Linke, Umweltbewegte, Landwirt_innen und Autonome (um nur einige zu nennen) haben schon früh die Notwendigkeit verschiedener Aktionsformen erkannt und praktizieren diese erfolgreich und in gegenseiter Solidarität. Im Wendland kristallisiert sich der Widerstand gegen eine Technologie, die nicht nur im Betrieb höchst gefährlich ist, sondern deren Müll tausende von Jahren weiterstrahlt und für den es keine sicheren Endlager geben kann.

Die Kampagne "Castor? Schottern!"

Die Kampagne „Castor? Schottern!“ will mit massenhaften Schienenunterhöhlungen die Castor-Transportstrecke unbefahrbar machen. Mit Händen und Füßen Steine aus dem Gleisbett zu entfernen ist nicht neu und schon seit vielen Jahren im Wendland Widerstandspraxis. Wie im November 2010 werden wir dieses Ziel gemeinsam und koordiniert mit Hunterten, Tausenden Aktivist_innen in einer angekündigete Massenaktion verfolgen.

Gemeinsam können wir es schaffen

Wir knüpfen dabei an die positiven Blockade-Erfahrungen von Heiligendamm, Köln, Jena, Dresden und der Aktion Schottern 2010 an. Im breiten Bündnis und mit vielen Tausend Menschen werden wir eine bewusste Regelüberschreitung als Mittel des zivilen Ungehorsams vollziehen. Was uns schützt, ist unser massenhaftes Auftreten, die Entschlossenheit und der verbindlich verabredete Charakter der Aktion. "Schottern!" heißt auch nicht nur "Atomausstieg selber machen!": Wir setzen uns damit ein für eine dezentrale, postfossile und demokratisch bestimmte Energieversorgung. Für eine klimagerechte Welt – ohne Energiekonzerne und Kapitalismus!

Atomausstieg und Klimagerechtigkeit bleiben Handarbeit!

Nach Fukushima, der sogenannten Energiewende und dem Ausstiegsbeschluss der Bundesregierung, der den Weiterbetrieb von neun Atomkraftwerken bis zu elf Jahren garantiert und die erneuerbaren Energien in zentralisierte Großprojekten organisieren will, sollten wir nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Ohne Zweifel ist diese Kehrtwende der Regierung, gegenüber dem Versuch im September 2010 die AKW-Laufzeiten radikal zu verlängern, ein großer Erfolg der Bewegung. Aber gleichzeitig ist sie auch der Versuch, die Bewegung zu befrieden und die vier Großkonzerne und damit die existierende Eigentumsstruktur bei Stromerzeungung und -versorgung zu schützen und zu erhalten. Wir müssen also weiter für die sofortige Stilllegung aller Atomanlagen weltweit sowie für eine dezentrale und basisdemokratische Energieversorung kämpfen.

Schottern 2011

Die Anti-Atom-Bewegung hat im November 2010 die Machtfrage gestellt. Wir sind uns bewusst, dass sich durch den Ausstiegsbeschluss die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen geändert haben und dass die geplanten Proteste wahrscheinlich nicht die Beteiligung von 2010 erreichen werden. Aber wir wollen uns nicht befrieden lassen und wir werden die Aktionsform, mit einigen Modifikationen, als legitimen Bestandteil des Wendland-Widerstands ein weiteres Mal durchführen und so zur Etablierung dieser Aktionsform hoffdentlich auch über das Wendland hinaus beitragen. Wir werden den Raum, den wir uns 2010, körpergeschützt, offensiv und kaltschnäuzig, an der Schiene genommen haben, verteidigen. Aus diesem Grund rufen viele Gruppen und Einzelpersonen, u.a. auch FelS, dazu auf, den Castor-Transport auch 2011 mit massenhaftem, geschütztem zivilen Ungehorsam zu blockieren.

 

Der verabredete Aktionsbild von "Castor? Schottern!"

"Wir werden im Herbst 2011 wieder mit Tausenden Aktivist_innen als Aktion „Castor? Schottern!“ an die Schiene der Castor-Transportstrecke im Wendland ziehen mit dem Ziel, die Schiene durch das Entfernen des Schotters unbefahrbar zu machen.

Wir werden das, wie im vergangenen Jahr, massenhaft und angekündigt tun. Polizeikräfte werden versuchen, uns von unserem Vorhaben abzubringen, aber wir fokussieren uns nicht auf sie, denn unser Ziel ist die Schiene. Wo möglich werden wir Polizeiketten durch- oder umfließen, wo nötig werden wir uns hindurchdrücken.

Wir bauen auf dem Aktionsbild des letzten Jahres auf – aber wir wollen einiges ändern: Das Konfrontationsniveau mit der Polizei an der Schiene wollen wir, wenn möglich, reduzieren und auf keinen Fall steigern. Wir werden die Aktion mehr in Raum und Zeit auffächern – wir wollen flexibler werden und stärker die Lücken in den Polizeiketten finden. Trotz allem werden wir ein Zusammentreffen mit der Polizei nicht vermeiden können, aber von uns wird dabei keine Eskalation ausgehen. Wir werden durch körperschützende Materialien unser Recht auf körperliche Unversehrtheit in Anspruch nehmen. Bereitet Euch gut auf die Aktion vor. Nehmt euch ein paar Tage länger Zeit, bildet Bezugsgruppen und nehmt an Aktionstrainings teil."