Geflüchtete willkommen - Protestcamp bleibt
Gemeinsamer offener Brief des Solinetzwerks Berlin / refugees welcome (15.12. 2013)
Zum unterzeichnen: https://www.openpetition.de/petition/online/gefluechtete-willkommen-protestcamp-bleibt-offener-brief-betr-protestcamp-oranienplatz
Geflüchtete willkommen - Protestcamp bleibt
Sehr geehrter Herr Innensenator Frank Henkel,
Sehr geehrter Herr Senator für Gesundheit und Soziales Mario Czaja,
Wir sind ein neu gegründeter Zusammenschluss von Initiativen, Vereinen, Organisationen und engagierten Einzelpersonen. In unserer täglichen Arbeit engagieren wir uns für Geflüchtete in Not- und Sammelunterkünften sowie in antirassistischen Zusammenhängen, um die Situation von Geflüchteten auf unterschiedlichen Ebenen zu verbessern. Gemeinsam setzen wir uns für ein offeneres, demokratischeres Berlin und gegen Rassismus ein.
Mit tiefer Sorge und Empörung beobachten wir die sich zuspitzende Situation und die schärfer werdenden Konflikte um das Protestcamp der Geflüchteten auf dem Oranienplatz. Das Camp ist ein Ort, an dem Betroffene selbstbestimmt ihre Grundrechte in einer demokratischen Gesellschaft einfordern. Sie kämpfen gegen menschenunwürdige Behandlung, diskriminierende Ausschlüsse und drohende Abschiebung. Als Mittel des Protests gegen die Folgen der unmenschlichen und rassistischen deutschen Flüchtlingspolitik ist das Protestcamp in seiner jetzigen Form so lange legitim, bis die Grundforderungen der Protestierenden erfüllt sind. Mit diesen Forderungen solidarisieren wir uns:
- Ende der Abschiebungen und Abschiebegefängnisse
- Aufhebung der Residenzpflicht für AsylbewerberInnen und Geduldete
- Ende der Unterbringung in Flüchtlingslagern
- uneingeschränktes Recht auf Arbeit
Das bisher praktizierte, verantwortungslose Verschieben von Zuständigkeiten zwischen kommunaler, Landes-, Bundes- und Europaebene ist angesichts der existenziell bedrohlichen Situation für die Betroffenen untragbar.Eine gewaltsame Räumung des Oranienplatzes ist aus unserer Sicht völlig inakzeptabel und stellt keine Lösung dar. Darüber hinaus ist eine solche Eskalation mit der Vorstellung eines offenen und demokratischen Berlins unvereinbar.Die zeitlich und personenbezogen begrenzte Überlassung von Häusern zur Kältehilfe rechtfertigt keinesfalls die Räumung des Oranienplatzes. Dieser ist als sichtbares Zentrum des selbstbestimmten und organisierten Protestes von grundlegender Bedeutung und muss daher – in der von den jeweils dort lebenden und protestierenden Geflüchteten gewünschten Form – bestehen bleiben.Zu seinem Bestehen gehört unserer Ansicht nach auch ein Abschiebestopp für Roma, Dublin II-Fälle und die Erteilung von Aufenthaltserlaubnissen für Lampedusa-Geflüchtete* aus humanitären Gründen nach §23 Ausländergesetz.
Wir fordern Sie auf, eine Lösung des Konfliktes im Dialog mit den Geflüchteten zu suchen, keine Maßnahmen für eine Räumung einzuleiten und stattdessen politische wie soziale Rahmenbedingungen für den Protest zu unterstützen. Nutzen Sie darüber hinaus Ihre politischen Spielräume für eine menschenwürdige Flüchtlingspolitik in Berlin, im Bund und europaweit!
Solinetzwerk Berlin / refugees welcome (Erstzeichnungen):
Moabit hilftHellersdorf hilft
willkommen-im-westend
medibüro berlin
Berliner VVN-BdA e.V.
Flüchtlingsrat Berlin
Kampagne "Zusammen handeln! Gegen rassistische Hetze und soziale Ausgrenzung!"
Projekt InteraXion - Anlaufstelle für Migrant_innen | antirassistische Bildung Treptow-Köpenick
FelS - Für eine linke Strömung
JungdemokratInnen/Junge Linke Berlin
LAG Antifaschismus DIE LINKE Berlin
dekonstruktion:ost
Hannah Fiand
Cristin Nicole Sauer
Florian Huss, Student KHB
Lea Deile
Dr. Hans Erxleben - Bezirksverordneter Die Linke Treptow-Köpenick -Vorsitzender Integrationsausschuss der BVV Treptow-Köpenick
u.a.
Begründung:
Das kürzlich gegründete 'Solinetzwerk Berlin / refugees welcome' ist davon überzeugt, dass sehr viele Menschen die Kernforderungen und Hauptanliegen des Protestcamps am Oranienplatz in Berlin unterstützen. Wir meinen: der Protest ist nicht auf Berlin begrenzt, seine zentralen Forderungen werden von einer breiteren Zivilgesellschaft - Einzelpersonen, Gruppen, Initiativen, Institutionen und Organisationen unterschiedlicher Ausrichtung - geteilt. Sie/Euch alle möchten wir daher aufrufen, diesen Brief mitzuzeichnen, um Solidarität mit dem Protest am Oranienplatz zu zeigen - überall!