Countdown zur Prekären Berlinale...

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Zurueck in die Gegenwart! Berlinale 2008

Die diesjährige Berlinale möchte „hingehen, wo es weh tut“ – zumindest in einer der Reihen des Filmfestivals, der „Perspektive Deutsches Kino“. Dieser Anspruch könnte von uns stammen: Auch wir wollen bei der diesjährigen Berlinale Themen aufgreifen, die allzu gerne verdrängt werden. Sozialkritische Filme im Programm ändern nämlich nichts daran, dass bei dem Großereignis nicht über die prekäre Wirklichkeit hinter dem roten Vorhang gesprochen wird – über die Situation der PraktikantInnen und JobberInnen, der prekären Kulturschaffenden, der KartenabreißerInnen, Caterer und Putzleute, ohne die der Glamour nicht inszeniert werden könnte.

Im Rahmen der Kampagne „Mir reicht’s ... nicht!“ haben wir, gemeinsam mit dem Hamburger Euromayday-Bündnis, in den vergangenen Monaten zahlreiche Interviews mit den Prekären der Kulturproduktion und speziell mit den Beschäftigten der Berlinale geführt. Wir haben einiges herausgefunden über die Arbeitsbedingungen, Lebensentwürfe, Hoffnungen, Wünsche und Ängste der prekären Kreativen – und über die Strategien, mit denen sie dem täglichen Wahnsinn trotzen und sich kleine Atempausen und Erleichterungen verschaffen. Auch wenn die Frage, welche Schritte von der individuellen Unzufriedenheit zum kollektiven Widerstand führen, nach wie vor unbeantwortet ist, haben wir uns eines vorgenommen: Die prekäre Realität der Filmbranche, die in der Regel vom Glamour der Traumfabrik überstrahlt wird, muss dieses Jahr ein unübersehbares Thema auf der Berlinale werden.

Um dieses Vorhaben wahr zu machen, findet zunächst am 9.Februar um 20 Uhr eine Mir reicht’s ... NICHT – Gala der prekären Perspektiven im Roten Salon der Volksbühne statt. Dort werden Berlinale Beschäftigte und Filmschaffende über ihre Situation berichten, es gibt szenische Lesungen und Filmkunst über den prekären Alltag, einen Wissensbasar über Strategien gegen den prekären Wahnsinn, und wir wollen mit Euch die Möglichkeiten gemeinsamen Widerstands in der und gegen die Arbeit und kreative (Selbst-)Ausbeutung diskutieren. Am Ende des Abends wissen wir hoffentlich, mit welchen Mitteln wir unser Anliegen auf der Berlinale im Licht der Scheinwerfer präsentieren werden.

Am Freitag, den 15. Februar um 22:30, schließlich laden wir ein zur Siegesfeier in den Festsaal Kreuzberg (Skalitzer Straße 130/U Kottbusser Tor). Wir sind gespannt, was es bis dahin alles zu feiern gibt!

Wir sehen uns am 9ten im Roten Salon und am 15ten im Festsaal – und während der Berlinale an noch unbekanntem Ort!