Jetzt gehts los – Start der Militanten Untersuchung

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Die Welt mit Staub bedeckt, doch ich will sehn wo's hingeht.
Steig auf den Berg aus Dreck, weil oben frischer Wind weht.
(Peter Fox – Alles Neu)


Das erste Mal auf dem drei Meter Turm: der Atem stockt, die Hände schwitzen, der Puls rast und dann Absprung. Nach hitzigen Diskussionen und einigem Gegenwind startet als neuer Arbeitsschwerpunkt der AG Soziale Kämpfe das Projekt Militante Untersuchung!

Ted Gaier (Goldene Zitronen) meint in einem Interview über das Verhältnis zwischen Linke und Wirtschaftskrise: “Jetzt merken wir alle ja, dass wir total draußen sind”*. Zum Beginn der Wirtschaftskrise hatten wir eine ähnliche Einschätzung: dass die radikale Linke in einer Krise ist. Fehlende soziale Verankerung und fehlende subjektive Verortung in Prozessen machen objektiv richtige Erkenntnisse nicht wett.

Mit dem (Euro)Mayday sind wir an Grenzen gestoßen: Ziele haben sich nicht erfüllt. Auch wenn wir mit den letzten vier Paraden am 1. Mai viele Menschen auf die Straße mobilisieren konnten, auch wenn wir Prekarisierung auf die Agenda gesetzt haben und auch wenn wir immer Spaß dabei hatten. Aber viel mehr als ein Event stellte sich im Berliner Bündnis nicht ein.

Bei den Überlegungen zu dem Mehr als das Event des (Euro)Mayday Prozesses stießen wir schon vor langer Zeit auf die Methode der Militanten Untersuchung. Die Methode, die in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts in Italien entwickelt und von den OperaistInnen um die Zeitung “Quaderni Rossi” (Rote Hefte) angewandt wurde, beschäftigt sich mit der Klassenzusammensetzung und den Kämpfen in ihr. Die ersten Ausgaben behandelten eine Untersuchungen bei FIAT und analysierten das subversive Potential der FabrikarbeiterInnen. Die reine Analyse stellte hierbei für uns nicht den Anreiz, sondern die Kombination von Untersuchungs- und Organisierungsansatz.

Und dann kamen die Fragen: Wie und wo fangen wir an? Ist eine Methode, die unter fordistischen Bedingungen entwickelt wurde, überhaupt auf eine postfordistische Gesellschaft übertragbar? Welche Rolle haben wir als linke Gruppe in dem ganzen Prozess? Wie sieht dieser Untersuchungsprozess aus und können wir diesen überhaupt planen? Wer ist dieses wir überhaupt?

Die Zeit des Grübelns, Reflektierens und Fragens ist noch nicht vorbei, die Antworten bleiben im Moment noch vorläufig und das Fragen geht weiter: doch der Startschuss ist gemacht! Wir fangen an! Alles neu, alles vage, wir wagen das Experiment!


Falls du Lust hast dich an diesem Projekt zu beteiligen, dann meld dich einfach bei uns. Am besten per Mail fels(at)nadir.org unter den Stichwort Militante Untersuchung.

* analyse&kritik Nr. 547, S. 12