All eyes on Africa!

Druckversion
Hintergründe zur Fußball WM in Südafrika

Ab dem 11. Juni wird in neun südafrikanischen Städten das sportliche Mega-Ereignis des Jahres ausgetragen, die erste Fußballweltmeisterschaft auf afrikanischem Boden. Dass diese an sich positive Nachricht zu einer Bürde für das Land wird, zeigte sich in der Berichterstattung der letzten Wochen und Monate. Die Kriminalität und die scheinbar fehlende Fähigkeit der SüdafrikanerInnen, die WM auszurichten, waren die dominierenden Themen und lieferten einen Vorgeschmack auf die zu erwartende stereotypisierte Berichterstattung über die erste WM in Afrika.

Auf der anderen Seite nahmen auch die Berichte über die sozialen Verhältnisse in den Austragungsstädten zu. Vielfach verschärft die WM, die noch in der Apartheid-Zeit wurzelnden sozialen Spaltungslinien. Die südafrikanischen Stadtverwaltungen lassen sich von der FIFA die Bedingungen diktieren, unter denen das Sportereignis stattfinden soll. Doch es gibt auch Widerstand gegen die Vertreibungen von informellen Straßenhändlern  und allen  anderen Gruppen, die nicht Bild von „World Class Cities“ passen.

So plant die Anti-Eviction-Campaign (AEC)  („Kampagne gegen Zwangsräumungen“) alle negativ von der WM betroffenen Gruppen zu einer Weltmeisterschaft der Armen in Kapstadt zusammenzubringen, von der auch gemeinsame politische Aktionen ausgehen sollen.

Die WM birgt aber auch die Chance, dass der deutschen Öffentlichkeit zwei Dinge bewusst werden: Dass auch in Afrika nicht immer die Sonne scheint und die dortige Armut nicht naturgegeben ist. Für letztere sind nicht zuletzt einige deutsche Konzerne verantwortlich, die die Ausbeutung und Unterdrückung der schwarzen Mehrheit bis Anfang der neunziger Jahre massiv unterstützt haben. Auf diesen Zusammenhang zwischen hiesigen Kapitalinteressen und den sozialen Nachwirkungen des Apartheid-Regimes soll mit überraschenden Aktionen hingewiesen werden. Der Hauptfocus liegt dabei auf Mercedes/Daimler, ehemals  Hauptsponsor der Apartheid, heute Hauptsponsor der DFB-Elf. Der Stuttgarter Konzern lieferte bis in die 80er Jahre Fahrzeuge und Maschinen an die Polizei und das Militär des südafrikanischen Rassistenregimes. Fahrzeuge die zur Niederschlagung des politischen Widerstands in den Townships eingesetzt wurden. Damit gingen schwere Menschenrechtsverletzungen einher. Die Opfer der Apartheid fordern von Daimler seit Jahren eine angemessene Entschädigung. Bis heute weigert sich der Konzern, seiner Verantwortung für die Situation der Menschen in Südafrika nachzukommen und seine Mitschuld an den Verbrechen der Apartheid einzugestehen.

Ein Fußball Flashmob am 13. Juni, dem Tag des ersten Spiels der deutschen Elf, soll den Druck auf Daimler erhöhen, die offene Rechnung endlich zu begleichen. Noch liegt der Konzern in Führung. Mit gezielten Fußballschüssen an möglichst vielen Orten und öffentlichem Druck kann sich das Blatt noch wenden. Wie es geht, siehst du im Video. Falls du nicht in Berlin wohnst, kein Problem, ein Fußball-Flashmob ist schnell organisiert. Alles weitere findet sich hier: Kick Daimler!


World Cup 2010: Kick Daimler! from Yves McCoy on Vimeo.

Verwandte Artikel: